Montag, 10. März, 12:15 Uhr, 1A
Das Schalenmodell für Atomkerne sagt voraus, dass der nächste doppeltmagische
Schalenabschluss oberhalb von 208Pb bei Protonenzahlen
von 114, 120 oder 126 und einer Neutronenzahl von 184 liegen sollte.
Die Synthese und das Studium der Eigenschaften von Isotopen in
diesem Gebiet superschwerer Kerne mit erwarteter erhöhter Stabilität
und langen Lebensdauern war eines der wichtigsten Argumente für den
Bau des Schwerionenbeschleunigers UNILAC und der Gründung der
GSI in Darmstadt.
Erste negative Ergebnisse zeigten jedoch, dass diese Kerne mit kleineren
Bildungsquerschnitten erzeugt werden als zunächst erwartet. Die
schrittweise Verbesserung des Rückstoss-Separators SHIP zu höherer
Effizienz und der Einsatz ortsempfindlicher Si Detektoren als Nachweisgeräte ermöglichten es,
Zerfälle einzelner Kerne gebildet mit Picobarn
Wirkungsquerschnitten und mit Halbwertszeiten im Bereich von
Mikrosekunden bis Stunden zu vermessen und eindeutig zuzuordnen.
Die gewonnenen Ergebnisse aus den Experimenten zur Erzeugung
von Isotopen der neuen Elemente mit Ordnungszahlen von 107 bis
112 zusammen mit den jüngsten Ergebnissen der Dubna Gruppe zu
Elementen bis 118, die zum Teil am SHIP bestätigt wurden, ergeben
nunmehr ein recht detailliertes Bild von der Synthese und den Zerfallseigenschaften
der Kerne am oberen Ende der Nuklidkarte. Eine
Erweiterung zu noch schwereren Elementen erscheint möglich.
Sigurd Hofmann
Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI), Darmstadt — Institut für Kernphysik,
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt